Eine Reisegruppe aus Herne ist auf der Insel Ometepe in Nicaragua angekommen, zu der unsere Stadt eine Partnerschaft pflegt. In Form eines Tagebuches berichten die Mitglieder über ihre Erlebnisse. Zur Gruppe gehören: Heidi und Wolfgang Honsberg (Berichterstatter), Udo und Karin Jakat, Ursula Niebur, Dr. Markus Bruckhaus-Walter, Ursula Wischkämper-Stromberg und Josef Stromberg.
Direkt vor Ort aus Ometepe versorgt uns die Herner Reisegruppe mit News. Die Kurzberichte veröffentlichen wir in Blogform – der aktuellste Artikel steht immer oben, je älter der Beitrag, desto weiter rutscht er nach unten.
Sonntag, 8.11.2015
Wir sind gerade zurückgekehrt von unserer Rundfahrt mit Alcides Flores, Jorge Quintana und Karin Allgeier als Dolmetscherin, um uns die Hausbau-Projekte anzuschauen und Kontakt aufzunehmen mit Familien, die für ein neues Haus vorgesehen sind bzw. ein Haus aus dem Förderprojekt erhalten haben. Die Wohnverhältnisse in den alten Holzhäusern sind für unsere europäischen Vorstellungen erschreckend. Die fünfköpfige Familie ist obdachlos geworden, als ihr Haus bei einem Erdrutsch verschüttet wurde und lebt zur Zeit in dem Haus ihrer Schwiegermutter. Die Kochstelle wird mit Holz betrieben, ist draußen, windschief und die Frau atmet beim Kochen ständig den beißenden Qualm des Feuers ein.
Beim zweiten Stopp haben wir eine Familie angetroffen, die ein Haus bewohnt, das von einem Herner Mitbürger, Reinhard Schemberg, finanziert worden ist. Wir haben der Familie ein Foto der Spender und eines, auf dem sie bei dem letzten Besuch abgelichtet worden sind, überreicht.
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Sonntag, 8.11.2015
Treffen mit der stellvertretenden Bürgermeisterin von Altagracia, Aurora Elena Alvarez.
Bei diesem Treffen wurden mögliche zukünftige Projekte diskutiert. Es wurde ein Faksimile des ersten Aufrufs zur Gründung der Partnerschaft Herne Ometepe überreicht.
Von links nach rechts: Alcides Flores (Projektleiter der Zusammenarbeit Herne Ometepe), Karin Jakat, Aurora Elena Alvarez, Josef Stromberg, Udo Jakat, Uschi Wischkämper-Stromberg.
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Samstag, 7.11.2015
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Dr. Markus Bruckhaus-Walter mit Radiologin und 14jährige Schwangere in der 36. Schwangerschaftswoche
Das hiesige Verständnis von einer Arztpraxis bzw. ärztlichen Versorgung und dem uns bekannten Status Quo in Deutschland erlaubt einen völlig neuen Eindruck auf die Sichtweise der Medizin bzw. Standards. Anspruch, Leidensdruck und Erwartungen werden hier in einer Form wahrgenommen, die uns nachdenklich machen muss. Geduldig warten Patienten nach mehrstündigen Anfahrten zzgl. Wartezeiten in uns unvorstellbaren Verhältnissen bzw. Möglichkeiten der Diagnostik sowie Therapie. In der Erwartung auf Hilfe sind die Patienten vor Ort mit mitgebrachten Speisen(!) darauf eingestellt, stundenlang Geduld (paciencia) zu üben. Der einzige Arzt Dr. Alvarado versucht seit elf Jahren den Bedürfnissen und Problemen gerecht zu werden. Unzureichende Ausstattung wird durch leidenschaftlichen Einsatz für den Patienten beeindruckend sichtbar. Das verdient unseren höchsten Respekt. Es gibt eine Menge Möglichkeiten zu helfen, welche durch enge Kommunikation und Engagement u. a. durch die Medizin-Kooperation Herne Ometepe als auch durch die Sektion Ometepe im Herner Partnerschaftsverein auf einem guten Weg zur “Hilfe zur Selbsthilfe” sind. Dabei müssen wir verstehen lernen, wie die Menschen in Ometepe empfinden und was sie brauchen. Mit dem nötigen Augenmaß und den Erfahrungen vor Ort wird es uns gelingen, ein Stück unseres scheinbar priviligierten “Glücks” eines sehr hohen Standards auch hier den Menschen zuteil werden lassen zu können.
Freitag, 6.11.2015, 16.30 Ometepe, Hafen
Das Anlegemanöver der Fähre ist spektakulär. Ein Hilfsmatrose springt mit dem Festmacher-Tau ins Wasser und macht es an einer Boje fest. Jetzt kann die Fähre rückwärts am Pier anlegen.
Am Fähranleger abgeholt und begrüßt werden wir von der Ometepe Delegation, die uns mit dem Bus ins Hotel Villa Paraiso fährt. Das lokale Wetter auf der Insel ist plötzlich umgeschlagen. Dicke Wolken sind aufgezogen und es beginnt ein Sturzregen, der aber rasch wieder beendet ist.
Freitag, 6.11.2015, 13.00 Uhr, Nicaragua, San Jorge, Hafen
Der Grenzübergang von Costa Rica nach Nicaragua war geprägt von Formalitäten: Ausreisegebühren in der Bank in Liberia (Costa Rica) entrichten, an der Grenze Koffer ausladen und per Hand über das Niemandsland transportieren, Passkontrolle in Costa Rica, Einreisegebühren für Nicaragua, vorläufiger Einreisestempel, Gepäckkontrolle, Passkontrolle, Grenzübergang. Ganz schön viel Bürokratie. Da erscheint der europäische Grenzübergang von A nach B geradezu paradiesisch einfach. Im Hafen von San Jorge haben wir zwei Stunden Wartezeit. Am Wartehäuschen wimmelt es von winzigen Insekten, die aber Gottseidank nicht stechen. Das Wetter ist angenehm warm mit steifer Seebrise vom Nicaragua-See her.